Tiertrainer Andrew Simpson „Wolf und Löwe sind wie Hund und Katze“

Maresa Stölting

In dem Kinofilm „Der Wolf und der Löwe“ geht es um die außergewöhnliche Freundschaft zweier Tiere. Wie werden diese auch im echten Leben Freunde? Das haben die drei Schwestern Ana (8), Zoe (10) und Mia (12) den Tiertrainer des Films, Andrew Simpson, gefragt. Der Film kommt am 17. März in die Kinos.

Ana: Sind im gesamten Film immer derselbe Löwe und derselbe Wolf zu sehen?

Andrew Simpson: Wir hatten zwei Löwen und vier Wölfe, aber es gab jeweils einen „Hauptdarsteller“: Der Löwe Walter und der Wolf Paddington sind etwa 90 Prozent der Zeit zu sehen.

Zoe: Woher hattest du die Tiere für den Dreh?

Andrew Simpson: Die Wölfe aus den USA, die Löwen aus Kanada. Sie kamen nicht aus einem Zoo oder aus der Wildnis. Sie lebten bei anderen Menschen, die genauso wie ich Tiere besitzen, die in Filmen mitspielen. Die Eltern der Tiere haben also auch schon in der Filmindustrie gearbeitet.

Ana: Wie alt waren die Jungen, als du sie bekommen hast?

Andrew Simpson: Sie waren etwa fünf Wochen alt, also noch sehr klein. Der Wolf und der Löwe mussten für den Film eine echte Bindung aufbauen und sich wirklich mögen, damit der Film funktioniert. Die beste Möglichkeit, um das zu erreichen, war, sie gemeinsam aufzuziehen.

Ana: Haben die Schauspieler die Tiere vor dem Dreh kennengelernt?

Andrew Simpson: Nein, erst bei den Dreharbeiten. Molly, die die junge Frau Alma spielt, hat die Tiere recht früh kennengelernt und eine Beziehung zu ihnen aufgebaut. Leider konnte sie die Tiere nicht mehr sehen, seit der Film abgedreht wurde, wegen Corona. Sie lebt in Los Angeles, die Tiere in Kanada. Ich bin sicher: Wenn das Reisen wieder einfacher ist, wird sie zu Besuch kommen.

Mia: Was ist deine Lieblingsszene im Film?

Andrew Simpson: Die Szene als die beiden Tiere in einen Supermarkt gehen! Alles, was man in dieser Szene sieht, ist wahr. Wir haben die Tiere einfach reingelassen, der Natur freien Lauf gelassen und das mit der Kamera eingefangen. Nur der Supermarkt war natürlich nicht echt. Wir haben sichergestellt, dass nichts in den Regalen steht, an dem sich die beiden verletzen könnten. Aber alles, was sie mit den Dingen angestellt haben, war echt.

Mia: Wie habt ihr am Set für Sicherheit gesorgt?

Andrew Simpson: Als die Tiere noch klein waren, gab es keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Wichtig war für die Jungen nur, dass sie nicht lange arbeiten müssen, weil sie schnell müde werden. Wir haben also eine Stunde mit ihnen gearbeitet, dann hatten sie zwei Stunden Pause und konnten tun, was sie wollten: schlafen, fressen, spielen. Als die Tiere älter wurden, war die Filmcrew mit der Kamera in kleinen Käfigen, und die Tiere waren im Freien. Es ist nie etwas passiert – aber Sicherheit ist wichtig.

Zoe: Wie viele Tiere besitzt du?

Andrew Simpson: Die meisten Tiere, mit denen ich Filme mache, sind Wölfe. In Kanada habe ich 40 Wölfe. Der jüngste ist zwei, der älteste 15 Jahre alt. Wölfe sind sehr schlau, viel schlauer als Hunde. Die Schwierigkeit, mit Wölfen zu arbeiten, ist, dass sie in der Natur sehr scheu sind. Der Wolf verlässt sich ganz auf seine Instinkte und ist vorsichtig. Er würde eher weglaufen, als einen Menschen anzugreifen. Darum müssen wir sie von klein auf mit dem Filmen und mit Dreharbeiten vertraut machen.

Mia: Und was, wenn ein Wolf da nicht mitmacht?

Andrew Simpson: Dann kümmern wir uns weiterhin um ihn. Es ist ja nicht seine Schuld, dass er kein Filmwolf sein möchte. Darum leben die Tiere in verschiedenen Gruppen. Manche sind gezähmt, andere leben wie in Freiheit. In der Natur wird ein Wolf sechs oder sieben Jahre alt. Bei uns werden sie 15 bis 16.

Ana: Ist es leichter, mit einem Wolf oder mit einer Wölfin zu arbeiten?

Andrew Simpson: Das Weibchen ist schlauer, aber mit dem Männchen kann man besser arbeiten, eben weil es nicht ganz so schlau ist. Dadurch ist er weniger eigensinnig.

Mia: Wie würdest du den Charakter der Tiere beschreiben?

Andrew Simpson: Wolf und Löwe sind fast wie Hund und Katze. Der Wolf lernt gerne, freut sich, bei dir zu sein, ihm gefällt es, dir zu gefallen. Der Löwe liegt dagegen gerne in der Sonne und mag es, wenn du etwas für ihn tust. Walter, der Löwe, war sehr schwer zu motivieren. Man musste ihm immer verschiedene Belohnungen anbieten, um herauszufinden, was er gerne essen möchte. Manchmal Hühnchen, manchmal Steak, manchmal Würstchen. Der Wolf arbeitet dagegen jeden Tag gerne für ein Steak. Aber beide Tiere sind sehr ehrlich und lieb. Es gab nie einen Moment, in dem wir dachten, eines der Tiere wäre eine Gefahr für uns.

Zoe: Werden sie in anderen Filmen mitspielen?

Andrew Simpson: Paddington, der Wolf, bestimmt. Bei den Löwen Walter und Knox bin ich mir nicht sicher. Vielleicht ... aber vielleicht gehen sie auch einfach in Rente, lassen es sich gut gehen und liegen in der Sonne.


Andrew Simpson Seit rund 30 Jahren trainiert Andrew Simpson Tiere für Filme und Serien, zum Beispiel für die Kinderfilm-Reihe „Belle und Sebastian“. In Kanada arbeitete der gebürtige Schotte erstmals mit Wölfen und lernte ihre Klugheit, aber auch ihre Scheu kennen. „Ich mag es einfach, mit Wölfen zu arbeiten“, sagt er. „Sie sind sehr ehrlich, man kann sie nicht austricksen. Wenn sie etwas nicht tun wollen, machen sie es auch nicht.“ Simpson wollte schon immer in der Filmindustrie und mit Tieren arbeiten – mit seiner Arbeit kann er beides verbinden. Sein Lieblingstier sind aber nicht Wölfe: „Ich habe mal einen Film mit Pelikanen gemacht. Das war der lustigste Film, den ich jemals gemacht habe. Das sind große Vögel, die sich aber wie Hunde benehmen. Und sie sehen albern aus: Sie haben riesige Füße und einen riesigen Schnabel. Sobald sie anfangen zu laufen, musst du einfach lachen. Deswegen sind Pelikane meine Lieblingstiere.“