Neu im Kino: Ailos Reise Das erste Jahr im Leben eines Rentiers

Anne Kraushaar

In „Ailos Reise“ begleitet der Regisseur Guillaume Maidatchevsky ein neugeborenes Rentier und erzählt von dessen erster langer Wanderung von Lappland nach Sibirien und wieder zurück. Jetzt läuft der Film bei uns im Kino.

In Lappland, so heißt es in dem französischen Tierfilm „Ailos Reise“, sagen sich die Leute, ein Rentier habe nach seiner Geburt jeweils nur fünf Minuten Zeit, um diese wichtigen Dinge des Lebens zu lernen: auf die Beine kommen, laufen, rennen und schwimmen.

Das ist nun etwas übertrieben. Aber nicht allzu sehr, wie man im Film sieht. Da liegt das neugeborene Rentier Ailo auf einem winzigen Fleckchen Gras inmitten von Finnlands dicht verschneiten Gebirgsgipfeln. Noch an seinem ersten Lebenstag muss es lernen, seine wackeligen Beine zu koordinieren und zu laufen. Denn durch seine Geburt hat seine Mutter den Anschluss an die Herde verloren, und so sind sie ungeschützt vor Raubtieren.

Mit staksigen Schritten folgt Ailo seiner Mutter über die dichte Schneedecke und lernt dabei in den ersten fünf Tagen seines Lebens schon ganz schön viel von der wilden Natur Lapplands kennen: eisige Flüsse, die er durchqueren muss; andere Waldbewohner, wie etwa das hektische Hermelin; und die Sommerwiesen entlang der Meeresarme, wo er endlich seine Herde findet.

Ein Jahr lang wird sich Ailo nun auf die lange Reise vom finnischen Teil Lapplands bis in die russischen Wälder in Sibirien machen. Dabei kann man beobachten, wie er entlang märchenhaft verschneiter Landschaften und blau glitzernder Fjorde zieht. Und man hält die Luft mit ihm an, wenn er von einem hungrigen Wolfsrudel gejagt wird. Als Ailo im darauffolgenden Winter wieder zurückkehrt zu den verschneiten Berghöhen Finnlands, machen ihm Temperaturen von minus 40 Grad längst nichts mehr aus. Er ist jetzt ein Jahr alt, zu einem großen Rentier herangewachsen und kann auf sich selber aufpassen. Das Erwachsenwerden geht eben bei den Rentieren etwas schneller als bei den Menschen. Aber mehr als fünf Minuten brauchen sie dafür doch.