Michael Bauer, Mercedes Benz „Mein Auto hat mich gerettet“

Maresa Stölting

Was wird das Auto der Zukunft alles können? Diese Frage haben unsere Reporter Jonathan (9) und Luis (10) Michael Bauer, dem Leiter des Mercedes-Benz-Werks in Sindelfingen, gestellt.

Luis: Zeigen Sie uns an diesem Modellauto, woher ein selbstfahrendes Auto weiß, wo es fahren soll?

Michael Bauer: Unten an diesem Fahrzeug befinden sich Sensoren. Mit denen erkennt es die Linie am Boden, die es entlang fährt. Es hat aber auch Sensoren, die nach vorne schauen und so Hindernisse erkennen. Dann bremst das Auto. Im Straßenverkehr könnte so ein Hindernis etwa ein Fußgänger sein. Ist der Fußgänger weitergelaufen, fährt das Auto wieder. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, wie das Gefährt den Weg erkennen kann. Es kann auch alle wichtigen Infos über Satelliten oder Funk bekommen. Für unsere fahrerlosen Transporter gibt es mehrere Lösungen, mit denen wir in der Fabrik schon arbeiten. Zum Beispiel können sich Magnete im Boden befinden. Das Fahrzeug weiß dann immer, wo der nächste Magnet ist und fährt dorthin.

Jonathan: Muss es dann überall so einen Streifen auf der Straße oder Magnete im Boden geben?

Michael Bauer: Das glaube ich nicht. Es gibt ja den Mittelstreifen und den Seitenstreifen. Die müssen die Sensoren erkennen und das Auto immer dazwischen fahren lassen.

Jonathan: Und wenn man überholen oder abbiegen will?

Michael Bauer: In solchen Situationen weiß das Auto aufgrund des gesetzten Blinkers, dass es über den Streifen fahren darf.

Luis: Wenn wir jetzt weit in der Zukunft wären – hat dann noch jeder ein eigenes Auto?

Michael Bauer: Das würde ich mir wünschen, weil ich dann noch ganz viele Autos bauen darf. Aber ich denke, dass in der Zukunft immer mehr Menschen Carsharing nutzen werden, also sich die Autos teilen. Dann leiht man sich das Auto, das man gerade braucht. Zum Beispiel: Heute bin ich nur in der Stadt unterwegs, dafür nehme ich einen Smart. Der ist klein und wendig, und es ist leichter, damit in Stuttgart einen Parkplatz zu finden. Willst du aber mit deiner Freundin zu einem Rockkonzert fahren, hast du vielleicht eher Lust auf einen Rennwagen.

Luis: Wird es immer noch Unfälle geben, wenn alle Autos selbst fahren können?

Michael Bauer: Ich glaube, dass das Auto sicherer ist als jeder Mensch. Die Technik, die darin steckt, ist viel zuverlässiger und umsichtiger als wir. Denn die Sensoren des Autos arbeiten immer, und die arbeiten immer richtig. Auch heute haben einige Fahrzeuge schon solche Sensoren.  Ich bin schon einmal beim Fahren auf der Autobahn ganz kurz eingeschlafen. Das Auto hat durch seine Sensoren gemerkt, dass ich über den Seitenstreifen gefahren bin. Es hat abgebremst und mich geweckt, indem es gepiept hat und das Lenkrad gewackelt hat. Mein Auto hat mich also gerettet. 

Jonathan: Aber so ein Sensor kann doch bestimmt kaputt gehen.

Michael Bauer: Prinzipiell sind die Sensoren immer redundant, also mehrmals im Auto. Ist einer kaputt, springt der andere ein. Fällt wirklich mal etwas aus, dann verhindert das Auto, dass du weiterfährst. Im Winter kann es zum Beispiel sein, dass Schneematsch auf dem Sensor ist – und der sieht dann nix mehr. Dann weist das Auto den Fahrer darauf hin, dass der Sensor gereinigt werden muss.

Luis: Werden Autos bei einem Unfall auch selber Hilfe holen können? 

Michael Bauer: Einige Autos haben heute schon eine SOS-Funktion. Stehe ich etwa auf der Autobahn im Stau und mir fährt jemand hinten drauf, erkennt das das Auto und sendet diese Information an eine Zentrale. Die meldet sich dann bei mir und fragt, ob ich Hilfe brauche.

Jonathan: Wird in Zukunft das Warndreieck hinten mit einem Motor herausgefahren? Das wäre doch sicherer für den Autofahrer.

Michael Bauer: Gute Idee! In einem unserer Entwicklungsfahrzeuge gibt es schon einen kleinen Roboter, der bei einem Unfall oder einer Panne selbstständig aus dem Fahrzeugheck fährt und am Straßenrand ein Warndreieck aufstellt.


Michael Bauer ist der Leiter des Mercedes-Benz-Werks in Sindelfingen. Er arbeitet mit 25 000 Mitarbeitern an den Autos der Zukunft. Michael Bauer hat auch eine Vorlesung für Kinder gehalten: „Sehen –  Denken  –  Sprechen. Was Autos fit macht für die Zukunft“ lautete das Thema. Schon heute kann uns das Auto viel Arbeit abnehmen. „Automatisch einparken“, „die Handbremse anziehen“, „auf der Spur bleiben“ sind einige Beispiele, die die Zuhörer bei der Genius-Kinderuni nennen. „Das Auto braucht eine Art Gehirn“, sagt Michael Bauer. „Es muss viele Informationen verarbeiten, um Entscheidungen treffen zu können.“ Die Kinderuni mit Michael Bauer wurde von genius, der jungen Wissenscommunity von Daimler, veranstaltet. Auf der Internetseite www.genius-community.com kannst du viel spannendes Wissen aus Naturwissenschaft und Technik erfahren: Warum kann dir ein Blitz im Auto nichts anhaben? Wie werden Pakete in Zukunft zugestellt? Außerdem gibt es Videos mit jungen Reportern, die etwa den Fahrsimulator besichtigen.