Lena Meyer-Landrut "Ich war immer der Klassen-Clown"

Katrin Blum

Lena Meyer-Landrut kann man nicht nur im Radio hören, sondern bald auch im Kino. Unseren Reportern Melis (11), Emily (10) und Melissa (15) hat sie von der Arbeit im Tonstudio erzählt.

Melis: Lena, du synchronisierst in „Willkommen im Wunder Park“ das Mädchen June. Wärst du auch gerne manchmal wieder ein Kind?

Lena Meyer-Landrut: Wenn man erwachsen wird, muss man sich mit so vielen Sachen beschäftigen, die richtig krass nerven. Steuern zum Beispiel. Das vermisse ich etwas am Kind sein: wenig Verantwortung zu haben.

Melis: Wie ist es, einen Film zu synchronisieren?

Lena Meyer-Landrut: Eigentlich ist das fast wie Schauspielern: In dem Film gibt es megaviele Situationen, in denen June glücklich oder traurig ist oder lacht oder rennt. Da musste ich die Gefühle schon wirklich nachvollziehen, damit es sich echt anhört und vor allem echt anfühlt. Wenn sie sich im Film kaputtlacht, und ich stehe nur da und sage „hahaha“, werden keine nachvollziehbaren Gefühle vermittelt. Das geht natürlich nicht.

Melis: Du bist 2010 durch den Gewinn des Eurovision Song Contest bekannt geworden. Wie bist du überhaupt Sängerin geworden?

Lena Meyer-Landrut: Eigentlich nur dadurch. Ich habe vorher schon immer gerne gesungen und geschauspielert. Ich war immer der Klassenclown, der auf jede Bühne gegangen ist und gesagt hat: „Hey, hier bin ich, ich hab da mal was vorbereitet, wollt Ihr es sehen?“ Ein Casting stand damals auf meiner Bucketlist. Wisst ihr, was das ist? Diese Liste, auf die man schreibt, was man im Leben alles erlebt haben möchte. Ich bin also zum Casting von Stefan Raab, dem Fernsehmoderator, gegangen, habe vorgesungen, und dann haben sie mich angerufen und gefragt, ob ich in die Sendung kommen möchte. Dann habe ich das gewonnen. Ganz aus Versehen.

Emily: Hast du manchmal Lampenfieber?

Lena Meyer-Landrut: Ja, auf jeden Fall. Ich bin eigentlich vor jedem Auftritt aufgeregt. Ich habe zwar keine Angst, aber Nervosität und Lampenfieber gehören dazu. Meistens ist es aber so, dass ich mich nach einer halben Minute auf der Bühne wieder entspanne.

Emily: Hast du einen Ratschlag für junge Menschen, die auch Sänger oder Sängerin werden wollen?

Lena Meyer-Landrut: Ich glaube, man sollte nicht Sänger werden wollen, um berühmt zu werden, sondern weil es einem Spaß macht. Generell sollte man das tun, was einem Spaß macht und was man liebt. Dann ist man auch automatisch richtig, richtig gut darin, weil man sich dafür mehr Zeit nimmt. Es gibt ja auch Fächer in der Schule, die man gerne mag, und Fächer, die man doof findet. Und meistens ist man in den Fächern, die man gerne mag, auch richtig gut.

Melissa: Was waren deine Lieblingsfächer?

Lena Meyer-Landrut: Ich hatte Bio-Leistungskurs im Abi. Ich liebe Bio und Sport. Mathe hasse ich – alles, was mit Zahlen zu tun hat, ist für mich ein Horrortrip. Geschichte fand ich eher langweilig, Philosophie und Theologie interessant, weil man da auch etwas über sich selbst lernen konnte.

Emily: Was war dein größter Erfolg und was deine größte Niederlage?

Lena Meyer-Landrut: Ich glaube, der größte Erfolg ist, wenn man glücklich ist. Und Niederlagen? Ich versuche eigentlich, Niederlagen nicht als Niederlagen zu sehen. Es ist normal, dass einem manchmal schlechte Sachen passieren. Und dann fällt man hin, es tut kurz weh, man steht wieder auf, geht weiter, und irgendwann heilt es. Rückblickend macht uns das sogar stärker.

Emily: Und wo siehst du dich in zehn Jahren?

Lena Meyer-Landrut: Keine Ahnung. Und ich finde es eigentlich ganz cool, dass ich keine Ahnung habe. Ich weiß jetzt, wie mein Leben bis Ende Juni aussieht. Und danach: kein Plan.

Melis: Was ist dein größter Traum?

Lena Meyer-Landrut: Mein größter Traum als Kind war, einen Hund zu haben. Den habe ich ja jetzt. Und darum habe ich gerade eigentlich keinen großen Traum. Ich habe immer so kleine Träume, die ich mir erfülle. Das sind aber keine materiellen Dinge, sondern eher so etwas wie, dass ich den perfekten Käsekuchen backen möchte.

Emily: Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, was würdest du an deiner Karriere ändern?

Lena Meyer-Landrut: Gar nichts. Weil alles aus einem Grund passiert. Und aus jeder Sache, die passiert ist, auch wenn sie schlecht war, habe ich gelernt. Deshalb bin ich jetzt hier, wo ich heute bin, und hier bin ich happy. Wenn ich etwas in meiner Vergangenheit verändern würde, würde sich ja meine Gegenwart verändern.

Emily: Nach dem großen Erfolg hat man dich überall gesehen. Dann war auf einmal Sendepause. Warum?

Lena Meyer-Landrut: Ich wurde von Moment zu Moment trauriger. Ich hatte zwar mit der Musik weitergemacht, war aber irgendwie unglücklich damit. Ich fand es nicht mehr cool. Ich dachte, das ist nicht der Sinn der Sache, etwas zu tun, womit man eigentlich nicht glücklich ist. Und dann habe ich mir eine Auszeit genommen, damit ich finde, was mich glücklich macht. Darum hat mein neues Album auch sehr lange gedauert. Aber das ist gut so, weil: Das Album ist ein Knaller. Hammer!


Lena Meyer-Landrut Als Abiturientin hat Lena Meyer-Landrut die Casting-Show „Unser Star für Oslo“ gewonnen und nahm in der Folge am Eurovision Song Contest 2010 in Norwegen teil. Der Sieg dieses europäischen Musikwettbewerbs mit dem Lied „Satellite“ machte sie zum Star. Am 5. April 2019 erscheint das fünfte Album der 27-Jährigen: „Only Love, L“. Ihr Lied „Thank you“ aus dem Album könnte dir bekannt vorkommen, im Radio läuft es schon rauf und runter. Außerdem sitzt Lena zurzeit in der Jury der Casting-Show „The Voice Kids“ und hat schon mehrere Filme synchronisiert, etwa „Trolls“ und aktuell„Willkommen im Wunder Park“.