Ostwind-Erfinderin „Vom ersten ‚Ostwind‘-Geld habe ich ein Pferd gekauft“

Maresa Stölting

Lea Schmidbauer hat „Ostwind“ erfunden. Erst hat sie die Drehbücher und die Bücher über den schwarzen Hengst geschrieben, beim fünften Film hat sie auch Regie geführt. Der Kinderreporterin Sophie (11) hat sie verraten, ob sie dafür etwas Neues lernen musste.

Sophie: Sind Sie auch so ein großer Pferdefan wie Mika und Ari?

Lea Schmidbauer: Ja, das bin ich auch. Ich habe zwei eigene Pferde. Aber ich kann natürlich nicht so gut reiten wie Mika und Ari. Als ich etwa acht Jahre alt war, habe ich damit angefangen. Damals war das noch nicht so schön mit den Pferden – die standen in ganz engen Boxen, in denen sie sich gar nicht umdrehen konnten. Ich habe gemerkt, dass diese großen Tiere gerne laufen wollen, aber nicht können. Das hat mich ein bisschen traurig gemacht. Darum habe ich mit zehn schon wieder mit dem Reiten aufgehört. Viel später – mit 40 – habe ich dann wieder angefangen: Von meinem ersten Geld, das ich mit dem Drehbuch für „Ostwind“ verdient habe, habe ich mir ein Islandpferd namens Penny gekauft.

Sophie: Wie sind Sie dazu gekommen, diesmal Regie zu führen?

Lea Schmidbauer: Die Produktionsfirma, die die Filme macht, war auf der Suche nach einem neuen Regisseur. Die Regisseurin vom vierten Teil hatte keine Zeit mehr. Bei der Weihnachtsfeier der Firma habe ich aus Spaß gesagt: Dann lasst mich das doch machen! Denn vor vielen Jahren habe ich das mal studiert, an der Filmhochschule. Und niemand kennt „Ostwind“ besser als ich. Das fanden sie eine super Idee, und schließlich durfte ich das machen. Das war ziemlich cool.

Sophie: Mussten Sie dann noch mal etwas auffrischen oder neu lernen?

Lea Schmidbauer: Nein, das war nicht nötig. Weil ich für die anderen Teile schon die Drehbücher geschrieben habe, war ich schon immer am Filmset dabei. Ich kannte die Schauspieler – Mikas Darstellerin Hanna Binke kenne ich, seit sie 13 ist, jetzt ist sie 22! Dass man die Leute kennt, ist einfach das Wichtigste. Und ich habe ja ein Team um mich herum. Wenn ich nicht weiß, wie etwas funktioniert oder wie die Kommandos sind, dann sagt mir das jemand. Darum habe ich das gut hingekriegt.

Sophie: Ist es schwieriger, ein „Ostwind“-Buch zu schreiben oder als Regisseurin den Film zu drehen?

Lea Schmidbauer: Das Schreiben ist schwieriger, weil man sich das ausdenken muss. Wenn man jeden Tag aufsteht und eine leere weiße Seite anguckt, dann denkt man so: Okay... was könnten die jetzt erleben? Das ist im Kopf anstrengender. Für den Körper ist das Regieführen anstrengender. Da musste ich ständig rumrennen und rumhampeln und den Leuten vorspielen, wie ich etwas haben will.

Sophie: Wie viele Pferde gab es insgesamt, die Ostwind-Darsteller waren – in allen fünf Teilen?

Lea Schmidbauer: Hmmm... das waren James, Attila,Bobby, Danny, Kamikaze, Kety, Aron, Capitano – also acht! Es gab immer ein Hauptpferd, das in den meisten Szenen spielt. In den ersten Filmen war das immer James. Aber dann gibt es ein paar Sachen, die nicht alle machen können, ruhig daliegen zum Beispiel. In Teil sechs ist Aron das Hauptpferd. James sollte erst den alten Hengst Orkan spielen. James ist nämlich mittlerweile so alt, dass er Ostwind nicht mehr spielen konnte.

Sophie: Warum hat James dann doch nicht Orkan gespielt?

Lea Schmidbauer: James lebt in Spanien. Dort haben wir ihn besucht und gesehen, dass er ein richtiger Opa geworden ist. Er ist alt und grau, die Begegnung war ganz rührend. Es wäre so ein schöner Abschluss gewesen, wenn James den alten Orkan gespielt hätte. Aber ich habe mich dagegen entschieden, weil man ihn den langen Weg von Spanien nach Deutschland im Pferdehänger hätte transportieren müssen. James sollte lieber in Spanien bleiben und sein Gnadenbrot genießen!

Sophie: Dann geht es James ja ein bisschen wie Orkan im Film.

Lea Schmidbauer: Von dem Besuch kam tatsächlich die Idee für den Film: Was wäre, wenn Ostwind alt wird? Nur ist James ein altes Filmpferd, Orkan ein altes Zirkuspferd.

Sophie: Sind Sie traurig, dass es jetzt keine Filme mehr gibt?

Lea Schmidbauer: Ja, schon. „Ostwind“ beschäftigt mich seit zehn Jahren, das war ein großer Teil von meinem Leben. Wenn ich Mädchen getroffen habe, die gesagt haben: „Ich habe ‚Ostwind‘ gelesen“, dann fand ich das immer total toll. Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, dass ich jetzt mal etwas anderes machen muss. Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Aber vielleicht schreibe ich ja doch irgendwann noch mal einen Roman ...


Lea Schmidbauer hat schon als Kind gerne Geschichten erzählt, aber noch nicht aufgeschrieben. Später studierte sie an der Filmhochschule in München, kam danach aber erst mal nicht zum Regieführen. Stattdessen schrieb sie Drehbücher. Der erste Film zu „Ostwind“ erschien 2013. Tatsächlich gab es zuerst das Drehbuch und dann den Roman, beides schrieb sie zusammen mit Kristina Magdalena Henn. Weil die Bücher so erfolgreich waren, folgte jährlich ein neues Abenteuer für den schwarzen Hengst, ab dem vierten Band nur noch von Lea Schmidbauer geschrieben. Insgesamt gibt es nun sechs Bücher und fünf Filme. Beim letzten Teil der „Ostwind“-Filme hat sie erstmals auch die Regie geführt. Damit war sie sozusagen die Chefin der Dreharbeiten. Nun arbeitet sie an einem neuen Kinderfilm, der vielleicht 2022 ins Kino kommt – diesmal ohne Pferde, aber mit anderen Tieren. „Mehr verrate ich noch nicht“, sagt die 49-Jährige.