Julius Weckauf, Schauspieler „Für ‚nice’ bekam ich einen Anschiss“

Maresa Stölting

Der 14-jährige Julius Weckauf war schon in mehreren Hauptrollen im Kino zu sehen. Nun spielt er in „Der Pfad“ einen Jungen, der während des Zweiten Weltkriegs vor den Nazis flieht. Unseren Kinderreportern Valentin (12), Sara (8) und Léa (10) hat er von den Dreharbeiten erzählt.

Valentin: Konntest du ein bisschen in die Zeit damals eintauchen, als du die Rolle gespielt hast?

Julius: Ich würde schon sagen. Gerade wenn Schauspieler hinter mir hergerannt sind, dann noch mit Schreckschusspistolen geschossen haben, und ich dieses Geräusch gehört habe – das war schon ordentlich.

Valentin: Wie ist das für dich, wenn du eine Rolle spielst, in der so etwas Schlimmes passiert? Hast du dann Mitgefühl?

Julius: Mitgefühl mit der Rolle eigentlich nicht, denn diese Person habe ich ja nie getroffen. Generell aber mit den Personen, die damals gelebt haben. Da dachte ich schon: Stell dir mal vor, du bist 12, wirst von irgendwelchen Leuten mit Waffen verfolgt, neben dir ein Mädchen, mit dem du noch nie gesprochen hast, weil sie deine Sprache nicht kann. Krass, dass das mal passiert ist.

Valentin: War dir vor dem Film schon klar, dass die Zeit damals so krass war?

Julius: Im Geschichtsunterricht hatten wir den Zweiten Weltkrieg noch nicht, leider. Aber meine Omas und Opas haben schon einiges erzählt. Eine Oma lag damals sechs Tage unter einem zerbrochenen Haus und hat es irgendwie überlebt. Ich weiß nicht, wie, aber sie hat es geschafft. Meine andere Oma wollte zu ihrem Freund in den Nachbarort fahren, da war alles zerbombt, es gab keine Häuser mehr.

Léa: Konntest du auch mal improvisieren, oder musstest du alles genau nach Drehbuch machen?

Julius: Wegen dieser alten Sprache haben sie gut darauf geachtet, dass wir viel nach Drehbuch gemacht haben. Aber wenn man mal ein Wort vergessen hat, lohnt es sich nicht, einfach aufzuhören. Dann haben wir schon improvisiert.

Valentin: Ist dir etwas an der Sprache aufgefallen, als du den Text gelernt hast?

Julius: Da waren so ein paar Wörter dabei – so redet nur mein Deutschlehrer. Das war ein bisschen ungewohnt. Aber vier-, fünfmal durchgehen, dann saß der Text. Nur einmal habe ich statt gut „cool“ oder „nice“ gesagt, da habe ich voll den Anschiss bekommen.

Léa: Gab es eine Szene, die besonders lustig oder schwierig war?

Julius: Richtig übel war es, als ich in einen Bergsee springen musste. Der hatte halt 3 Grad oder so. Wenn man überlegt, dass der kurz davor ist, einzufrieren, und dann soll man da reinspringen – das ist nicht so schön.

Sara: Kommen zum Dreh eigentlich deine Eltern mit?

Julius: Die meiste Zeit war meine Mutter mit dabei, und so drei Wochen mein Vater. Gerade am Anfang, wenn man in einer neuen Situation ist, ist es schön, wenn jemand dabei ist, dem man vertraut. Beim Dreh halten sich die beiden eher im Hintergrund. Ich finde es ganz gut, wenn sie nicht die ganze Zeit schauen, was ich mache. Da haben sie Verständnis. Als wir in der Stadt gedreht haben, waren die eigentlich immer in der Nähe spazieren. An so fremden Orten kann man sich ja mal umgucken. Ich selber finde das langweilig, ganz ehrlich. Wenn der Dreh zu Ende ist, dann komme ich nach Hause, lege mich ins Bett und zocke ein bisschen mit meinen Jungs oder telefoniere. Mehr mache ich dann nicht mehr.

Sara: Wer hat dir das Schauspielern beigebracht?

Julius: Beigebracht hat mir das niemand so richtig. Bei meiner ersten Rolle habe ich das einfach so gemacht, wie ich wollte. Einfach ausprobiert. Die Regisseurin hat mir gesagt, was ich tun sollte und hat mir so Sachen gesagt, damit ich in die richtige Stimmung gekommen bin, zum Beispiel wenn ich traurig sein oder lachen sollte. Damit konnte sie mir ganz gut helfen.

Léa: Wie bekommst du Schule und Filmen unter einen Hut?

Julius: Nach den Dreharbeiten habe ich dann zusätzlichen Online-Unterricht. Eine Stunde jeden Nachmittag nach der Schule. Das ist wie Nachhilfe. Das habe ich dann einen Monat oder zwei. In Mathe bin ich generell schon schlecht, dann noch zwei Monate nicht in der Schule, das ist nicht so gut. Aber das hole ich dann ganz gut nach.

Valentin: Was machst du mit dem Geld, das du verdienst? Du bist ja noch nicht 18, darfst du das überhaupt schon selbst ausgeben?

Julius: Meine Eltern passen sozusagen darauf auf und schauen, dass ich mir keinen Schrott davon kaufe. Ich darf mir nach jedem Film eine Sache davon kaufen, der Rest wird gespart, bis ich 18 bin. Einmal habe ich mir ein Gewächshaus gekauft, für Gurken, Salat, Kohlrabi und so. Und letztens habe ich mir in einem kleinen Zimmer einen Zockerraum eingerichtet – mit Konsole, Computer und so.

Valentin: Wenn die Dreharbeiten vorbei sind, ist es dann auch traurig, wenn man wieder abreist?

Julius: Ja, ganz extrem war das vor ein paar Monaten. Da habe ich „Die drei ???“ gedreht. Und da waren natürlich noch zwei Jungs in meinem Alter. Wir waren elf Wochen zusammen in Rumänien, da wird man schon nach etwas Zeit zu besten Freunden. Wenn man die dann nicht mehr sieht, ist das schon krass. Jetzt haben wir eine Chatgruppe: Die drei Vollidioten. Die beste Gruppe! Da schreiben wir schon noch recht viel.

Julius Weckauf
Mit 9 Jahren, im Jahr 2018, stand Julius zum ersten Mal vor der Kamera. In „Der Junge muss an die frische Luft“ spielte er den deutschen Komiker und Autor Hape Kerkeling als Kind – und hat für diese Rolle mehrere Preise abgeräumt.
Seitdem stand er mit dem Komiker Otto für den Film „Catweazle“ vor der Kamera und lieh Wickie seine Stimme im Kinofilm „Wickie und die starken Männer – Das magische Schwert“. 2023 wird er als Justus Jonas in „Die Drei ??? – Erbe des Drachen“ zu sehen sein.
Wenn Julius nicht dreht, geht er in Jüchen (Nordrhein-Westfalen) ins Gymnasium. In seiner Freizeit fährt er Longboard, zockt und trifft sich fast täglich mit seinen Freunden.

Über Julius neuen Film „Der Pfad“:
Es ist das Jahr 1940, Zweiter Weltkrieg. In Deutschland haben die Nazis die Macht. Der Journalist Ludwig Kirsch hat kritisch über die Nazis geschrieben, nun will er mit seinem 12-jährigen Sohn Rolf aus Europa fliehen. Von Frankreich aus wollen die beiden über die Pyrenäen nach Spanien gelangen. Dann soll es mit dem Schiff nach New York weitergehen, wo Rolfs Mutter die beiden sehnsüchtig erwartet. Die 12-jährige Núria, die gebrochenes Deutsch spricht, führt Vater und Sohn auf ihrem gefährlichen Weg. In seiner Tasche hält Rolf seinen Hund Adi versteckt. Durch ihn werden die drei fast entdeckt – Rolfs Vater wagt sich aus dem Versteck und wird abgeführt. Nun sind die beiden Kinder und der Hund auf sich allein gestellt.
„Man kann sich gut in Rolf hineinversetzen“, sagt Kinderreporter Valentin. Die Geschichte ist bedrückend und oft traurig. Trotzdem wird auch mal gelacht, vor allem, weil Rolf sich nicht unterkriegen lässt. „Es geht auch viel um Freundschaft, das finde ich toll“, sagt Sara. Wer noch nicht ganz so schnell lesen kann, der könnte sich manchmal etwas schwertun, die Untertitel mitzulesen. Denn in dem Film wird auch mal Französisch und Spanisch gesprochen – dann muss man mitlesen.