Ein Fall für Paul Langweile bei den Affen?

Lucy (10) fragt: „Vermissen die Zootiere die Besucher?"

Liebe Lucy,

solange Tiere nicht sprechen können, kann dir das niemand mit Sicherheit beantworten. Ich bin da eine Ausnahme. Im Ernst, Vermissen ist ein Gefühl, das ihr Menschen kennt. Aber Tiere sind eben keine Menschen und ticken auch ganz anders. Die Mitarbeiter der Stuttgarter Wilhelma beobachten ihre Tiere in dieser besucherfreien Zeit. Dabei haben sie keine negativen Auswirkungen bemerkt. Kein Wunder: Für die Tiere hat sich nicht viel verändert. Sie bekommen regelmäßig zu essen, und ihr Tagesablauf ist gleich geblieben.

Außerdem nehmen nur Säugetiere oder Papageienvögel die Besucher wahr. Von Fischen, Amphibien oder Reptilien werden die Menschen vor der Scheibe gar nicht bemerkt. Affen, Löwen und Co. sind aber seit dem Lockdown sehr aufmerksam geworden, wenn sich Mitarbeiter ihren Gehegen nähern, erzählt Harald Knitter aus der Wilhelma: „Die Raubkatzen verfolgen die selten gewordenen Menschen mit ihren Augen intensiv, und die Affen kommen oft an den Besucherbereich heran.“ Für diese Tiere ist „Menschen beobachten“ normalerweise ein netter Zeitvertreib.

Da dieses „Hobby“ nun wegfällt, müssen sich die Pfleger für sie neue Beschäftigungen einfallen lassen. Fluchttiere wie Antilopen hingegen scheinen die Ruhe in der Wilhelma zu genießen. Die Kleinen Kudus etwa trauen sich jetzt auch mal in die Nähe der Besucherwege. Doch sobald sich jemand nähert, springen sie wieder davon. „Das spricht nicht dafür, dass sie das Publikum vermissen“, sagt Harald Knitter.