Deutsche Bahn Das 9-Euro-Ticket: ein Erfolg?

Maresa Stölting

Der dritte und vorerst letzte Monat des 9-Euro-Tickets hat begonnen: Wer sich dieses Ticket kauft, kann in ganz Deutschland mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs sein, etwa in Bussen, U-Bahnen und Regionalzügen. Es führte bisher zu mehr Fahrgästen, vollen Zügen und weniger Staus.

Einerseits ist das 9-Euro-Ticket ein Erfolg: Im Juni, dem ersten Monat dieses Sonderfahrscheins, wurden 21 Millionen davon verkauft – zusätzlich zu den rund 10 Millionen Menschen, die sowieso schon ein Abo für den Nahverkehr in ihrer Region hatten und die ebenso von dem günstigen Ticket profitiert haben. Verkehrsdaten zeigten auch, dass es in mehreren Städten weniger Staus gegeben hat. Und es hat sich gezeigt, dass weniger Menschen ohne gültige Fahrkarte unterwegs sind.

Doch nicht alle Nutzer waren mit dem Angebot zufrieden. Vor allem am Wochenende und auf Strecken, die für den Urlaub oder für Ausflüge beliebt sind, gab es Probleme. Einige Züge waren so voll, dass keine Fahrgäste mehr einsteigen konnten, auch die Fahrradmitnahme war deshalb zum Teil verboten. An dem Ticket wird auch kritisiert, dass vor allem Menschen in der Stadt davon profitieren. Wer auf dem Land lebt, wo kaum Busse fahren, hat nichts davon. Das viele Geld, mit dem der deutsche Staat das Ticket möglich gemacht hat, hätte stattdessen auch für besseren Nahverkehr im ländlichen Raum verwendet werden können, sagen Kritiker.

Trotzdem wünschen sich fast 80 Prozent der Menschen in der Zukunft ein ähnliches Ticket. Darüber diskutieren zurzeit Politikerinnen und Politiker, aber auch Verkehrsverbünde. Manche schlagen eine Verlängerung des 9- Euro-Tickets vor, andere ein Jahresticket für 365 Euro (also ein Euro pro Tag), wieder andere ein Monatsticket für 69 Euro. Nach den drei Monaten sollen die Vor- und Nachteile noch einmal genau geprüft werden.

Ständig verspätet

Nicht nur das 9-Euro-Ticket, auch die (Un-)Pünktlichkeit der Bahnen sorgten in den vergangenen Wochen für Diskussionen. Im Juni erreichten nur 58 Prozent der Züge ihr Ziel pünktlich – wobei ein Zug erst bei mehr als sechs Minuten als verspätet gilt. Im Schnitt waren also vier von zehn Zügen verspätet – so oft, wie seit Jahren nicht. Ausgefallene Züge werden in dieser Statistik noch gar nicht berücksichtigt. Für die Verspätungen gibt es mehrere Gründe. Auch das 9-Euro-Ticket gehört dazu: Wenn viele Menschen aus einem Zug aussteigen oder viele hinein wollen, dauert das länger als üblich. Verspätungen lösen zudem eine Kettenreaktion aus: Hat ein Zug Verspätung, dann wahrscheinlich auch Bahnen, die dahinter fahren. Überholen kann man sich schließlich auf der Schiene nicht. Das wohl größte Problem ist aber das Schienennetz: In den vergangenen Jahrzehnten sind darauf immer mehr Bahnen gefahren. Doch ausgebaut wurde es nicht. Viele Weichen und Signale machen daher Probleme. Und wenn diese dann repariert werden, bremsen die Baustellen den Verkehr aus. Der Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat angekündigt, dass es ab 2024 eine Generalsanierung geben soll, also viel Geld in das Schienennetz und in die Züge gesteckt werden soll.