1985 machte der Berufstaucher Henri Cosquer in der Nähe von Marseille (Frankreich) eine spektakuläre Entdeckung: eine Höhle unter Wasser mit Malereien aus der Steinzeit! Damals lag die Höhle noch auf dem Land – heute befindet sie sich 37 Meter unter dem Meeresspiegel. Vier Fünftel der Höhle liegen bereits unter Wasser. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürchten, dass die Höhle bis zum Ende dieses Jahrhunderts komplett unter Wasser stehen wird. Denn wegen des Klimawandels steigt der Meeresspiegel weiter an. Darum wurde die Cosquer-Höhle, die nach ihrem Entdecker benannt wurde, in einem Museum in Marseille nachgebaut. Seit wenigen Tagen können Besucherinnen und Besucher die originalgetreue Kopie besichtigen – garantiert ohne nass zu werden. Mit einem Wagen, ganz ähnlich wie in einer Geisterbahn, fährt man an den nachgemachten Kunstwerken vorbei: an Pferden, Bisons, Pinguinen und Handabdrücken. Die Originale sind bis zu 27 000 Jahre alt! Auch künstlichen Stalaktiten (Tropfsteine, die von oben wachsen) und Stalagmiten (Tropfsteine, die vom Boden emporwachsen) können die Besucher bewundern. Der Taucher Henri Cosquer ist heute 72 und hat den Nachbau begleitet. Die Atmosphäre der Höhle habe man gut wiedergegeben, sagt er. Doch die Angst und Erregung, die er hatte, als er durch den langen Tunnel tauchte, der zur Höhle führte, könne niemand nachvollziehen. Denn der Zugang ist sehr gefährlich. 116 Meter muss man tauchen, bis man zu den beiden großen Kammern kommt, die durch enge Wege miteinander verbunden sind. 1991 sind drei Männer beim Versuch, zur Höhle zu tauchen, gestorben. Damit so etwas nicht noch einmal passiert, ist der Eingang mittlerweile durch eine 800 Kilo schwere Stahltür geschützt.