Artenschutz Ausgangssperre für Katzen

Assata Frauhammer

Viele Katzen streunen gerne draußen herum und fangen dabei auch mal einen Vogel. In Walldorf (Baden-Württemberg) ist damit erst mal Schluss: Vom 1. April bis zum 31. August müssen die Katzen im Süden der Stadt drinnen bleiben.

Der Grund dafür ist ein Vogel. Denn die Hau-benlerche ist vom Aussterben bedroht. Im Jahr 2022 gab es in Walldorf nur noch zwei bis drei sogenannte Brutpaare. Weil die in der Nähe eines Wohngebiets leben, sind sie durch frei laufende Katzen gefährdet.

Hilfe für die Haubenlerche

Bereits im vergangenen Jahr durften die Katzen im südlichen Teil Walldorfs im Sommer nicht nach draußen. Während dieser Zeit brütet die Haubenlerche und zieht ihren Nachwuchs auf. Vor allem die Jungvögel, die noch nicht richtig fliegen können, sind dann leichte Beute. Aber das Ausgangsverbot scheint geholfen zu haben: Acht junge Haubenlerchen haben 2022 die Brutzeit überlebt. Damit auch dieses Jahr neue Vögel aufwachsen können, werden sie jetzt wieder besonders geschützt. Dazu gehören auch Elektrozäune um die Brutgebiete herum.

Verärgerte Katzenbesitzer

Der Katzen-Hausarrest ist sehr umstritten. Viele Katzenhalter haben sich bei der Stadt beschwert. Sie finden es ungerecht, dass ihre Tiere drinnen bleiben müssen. Es gibt aber auch Ausnahmen. So kann zum Beispiel mithilfe eines GPS-Geräts nachgewiesen werden, dass sich die Katze nie in dem Gebiet aufhält, in dem die Haubenlerchen brüten. Außerdem können Katzen an der Leine ausgeführt werden oder im katzensicher eingezäunten Garten toben. Wer das Verbot missachtet und erwischt wird, muss Strafe zahlen: 500 Euro, wenn eine Katze sich im Brutgebiet aufhält. Und 50 000 Euro, wenn eine Katze eine Haubenlerche verletzt oder tötet. Die Maßnahme ist in Deutschland einmalig.

Zweierlei Schutz

Artenschutz konzentriert sich auf Tierarten und deren natürliche Lebensräume. Es geht darum, das Aussterben einer ganzen Art zu verhindern. Beim Tierschutz hingegen steht das einzelne Tier im Mittelpunkt und wie mit ihm umgegangen wird. Tierschutz konzentriert sich auf das Wohl der Tiere, auf artgerechte Haltung, Fütterung und Unterbringung und dass sie nicht gequält werden. In Walldorf zeigt sich, dass Arten- und Tierschutz nicht immer zusammenpassen. Während sich Artenschützer für die Haubenlerche einsetzen, finden es Tierschützer grausam, die Katzen einzusperren.